Die Europameisterschaft in Swansea/Wales war eine echt tolle Veranstaltung. Alles war super organisiert, wir waren einfach, aber gut in der Universität Swansea in unmittelbarer Nähe des Stadions untergebracht.
Die Verpflegung war - für britische Verhältnisse - total klasse: reichhaltiges Frühstück, warmes Mittag- und Abendessen, da war immer für jeden was dabei.
Organsitation top. Alle waren sehr bemüht, sehr freundlich und hilfsbereit und vor allem auch herzlich. Auch die Einwohner von Swansea, die man immer mal getroffen hat, fragten einen, wann wir starten, ob wir schon dran gewesen wären, die ganze Stadt wußte über die EM Bescheid, was ich schon deshalb erstaunlich fand, weil ich das von uns irgendwie so gar nicht kenne.
Es war mir eine große Freude, dass ich Kieran Maxwell, seine Schwester und seine Mutter während der EM treffen durfte. Ich habe Kieran auf Facebook kennengelernt, habe seinen Kampf gegen eine sehr schwere Krebsform miterlebt und ihm dann mal ein Paket geschickt. Wir kamen immer mehr in Kontakt und irgendwann hat er das Speerwerfen angefangen. Ihm eine Speerwurfeinheit zu schenken war mir ein besonderes Vergnügen!!
Weiter hab ich Scot Jones getroffen, dessen Mutter ein Volunteer in dem Zelt war, das unsere Wurfstühle beherbergt hat. Scot und mich verbindet exakt das gleiche Schicksal. Wir haben beide einen Kleinhirnschaden, der sich in Ataxie äußert bedingt durch einen Fehler im Krankenhaus. Weiter eine Spastik auf einer Körperhälfte. Er ist ebenfalls in der gleichen Startklasse, konnte nur in diesem Jahr nicht starten.
Er hat auf meinem neuen Wurfstuhl probegesessen, weil er selbst noch keinen hat und er paßte ihm wie für ihn gemacht. Wenn das mit der Klassifizierung in die stehende Klasse im nächsten Jahr bei mir dann alles fest ist, dann bekommt er meinen Stuhl. Ich freue mich, wenn der Stuhl noch in so einem talentierten und leistungsstarken Athleten weiterlebt, auch wenn er vom Team GB ist :-D
Sehr weit angereist kamen Avril und Andrew Betts-Brown mit Leila aus der Nähe von London. Sie waren die Gastfamilie von meinem Vater und seiner Lebensgefährtin während der Paralympics in London 2012. Daraus hat sich dann eine Freundschaft entwickelt und so haben sie es sich nicht nehmen lassen, mich hier in Wales anzufeuern. Nach dem Wettkampf haben sie Sabine und mich noch auf einen kleinen Ausflug zum schönen Strand von Großbritannien mitgenommen, dem Rhossili Bay. Das war schon ziemlich genial.
Jetzt hab ich bisher "nur" von den Begegnungen erzählt, die ich in Swansea hatte, aber da meine Wettkämpfe erst zum Schluss waren, kommt das Wesentliche jetzt auch zum Ende dieses EM Berichts.
Für Speerwurf wie für Kugelstoßen gilt, dass ich im Vorfeld wirklich an meinem Limit trainiert habe, ich hatte durch die Anschnallgurte Verletzungen, ich hatte Schmerzen, aber ich wollte einfach noch einmal das Beste aus dem Ganzen rausholen.
Ich wußte, das wird mein letzter Wettkampf im Bereich "sitzend-Wurf" und ich wollte ihn würdig beenden. Und ich denke, ich bin diesmal in beiden Disziplinen über mich hinausgewachsen.
Ich hatte nicht erwartet, dass ich diese Weiten erreichen würde. Im Kopf hatte ich Weiten, die ich brauche, damit ich gut im Feld liege, aber diese Weiten freuen mich sehr, da hat einfach alles gepaßt.
Die Filmbeiträge (die Wettkämpfe und Siegerehrungen) lassen sich HIER nochmal anschauen.
An dieser Stelle gilt es ein paar Leuten zu danken, die mir im Vorfeld der EM geholfen haben.