Auf der Fahrt heute nach Odaiba ist mir dieser Grundschüler aufgefallen, der so brav lesend in der Bahn saß. Die Schulkinder haben alle unterschiedliche Uniformen (auch mit Kappen/Hüten) an und sehr schöne (gleiche Schulranzen). In der Hand tragen sie noch ein Täschen mit Thermoskanne und Bentobox (Mittagessen) und ggf. einen Regenschirm. Auch kleine Kinder fahren schon ganz alleine durch das große verwinkelte U-Bahn- und Zugsystem von Tokio zur Schule.
Man erklärte mir, dass das Selbstbewusstsein schulen würde und die Kinder lernen auf diese Art und Weise schon früh auch Eigenverantwortlichkeit. Es scheint sie nicht zu überfordern!
Tatsächlich habe auch ich meinen Weg durch den Dschungel Tokios heute ganz passabel gefunden. Die langen Strecken - innerhalb der Bahnhöfe - sind nur nach wie vor sehr gewöhnungsbedürftig. Und - wie ich gestern schon erwähnt habe - ist es für einen Rollstuhlfahrer Wahnsinn, denn Aufzüge sind kaum ausgeschildert, noch überall vorhanden und auch Rolltreppen nicht. Tatsächlich bewege ich mich diesmal am Stock mit Schiene durch die Gegend, mache viele Pausen, doch ich bin schnell müde, weil sich halt die Wege so arg hinziehen.
(Doch wegen der - noch nicht ganz ausgeheilten Schulter - und weil ich auch geahnt hatte, dass vieles alleine mit Rolli nicht leicht werden würde, hab ich ihn Zuhause gelassen.)
Hier ist ein Stück vom Stadtteil ODAIBA zu sehen. Es ist ein neuer Stadtteil, der mit den Bahnen vom Stadtzentrum in rund 50 Minuten erreichbar ist. Nur, um die Dimensionen jetzt mal einzugrenzen. Dort, wo ich wohne, ist 3 Haltestellen weiter das alte Olympiastadium und auch der Neubau des Areals von Tokyo2020. Darüber berichte ich dann ein andermal. (Das bezeichne ich jetzt mal als Stadtzentrum)
Von dort sind es - wenn es mit den Bahnen gut läuft - rund eine Stunde bis Odaiba. In diesem Gebiet wird gerade auch das olympische/paralmypische Dorf gebaut. Direkt am Wasser, das ihr hinter mir bei der sogenannten "Rainbowbridge" seht.
Ich hatte vor, extra eine Bootstour zu machen, damit ich euch die Bauarbeiten vom Dorf präsentieren kann, aber ich muss ehrlich sagen, ich konnte irgendwann nicht mehr gehen und dieses Einkaufsareal ist so riesig, ich habe mich dann dagegen entschieden, zurück zur Bootsanlegestelle zu humpeln.
Das Gebiet Odaiba-Einkaufszentrum besteht aus vier unterschiedlichen Einkaufsarealen plus einem sehr bekannten Onsen (so ein Thermalbad, das in Japan sehr beliebt ist. Man darf aber nur ohne Tattoo rein, muss eine aufwendige Reinigungszeremonie vorher über sich ergehen lassen und dann wird mit allen nackt gebadet. Ach...das brauch ich jetzt nicht wirklich!)
In einem der Einkaufszentren bin ich auch auf den Olympiashop gestoßen und hab schon mal etwas zugeschlagen. Weiter hab ich diverse Charaktere getroffen, die in Japan recht beliebt sind und wollte dann noch hoch in die Kugel des TV-Senders.
Zum einen ist das Gebäude architektonisch verdammt genial, zum anderen soll der Blick super sein. Letzteres war bei den Wetterverhältnissen (total wolkig - auch keine Aussicht auf Besserung!) zu verschmerzen.
Wie schon erwähnt...ich konnte nicht mehr laufen und bin dann zur Bahn zurück zum Hotel, denn morgen stehen die Japanischen Meisterschaften (Zuschauen) an. Und ich will mich nicht übernehmen!!
Ein Abeschlusswort noch zum Wetter: Miyuki sagte mir gestern, dass sich die Regenzeit wohl verschoben hat und deshalb regnet es zwar nicht die ganze Zeit (im Moment überhaupt nicht!!), aber es ist kühler und dafür leider bedeckt. Normalerweise wäre es rund 36 Grad heiß plus ganz hohe Luftfeuchtigkeit. Vielleicht bin ich einfach mal mit der Bewölkung zufrieden und kann dafür mit angenehmen Temperaturen durch die Gegend laufen.